brust auf das stillen vorbereiten

Wie kann ich Brust und Brustwarzen auf das Stillen vorbereiten?


Muss ich meine Brust schon während der Schwangerschaft auf das Stillen vorbereiten? Welche Veränderungen gehen vor sich? In aller Regel musst Du gar nichts tun, um Deine Brust auf das Stillen vorzubereiten. Manche der empfohlenen Methoden, die das „abhärten“ der Brust, sind sogar völliger Quatsch.

Auch ob die Brust groß oder klein ist, ob Du große Brustwarzen, helle oder dunkle, Hängebrüste oder sonstige Formen hast – die Form und Beschaffenheit der weiblichen Brust beim Stillen macht keinen Unterschied. Lediglich bei Schlupf-/ Hohlwarzen, Brust Piercings oder künstlichen Brüsten gibt es etwas zu beachten.

Worauf sich Dein Körper in der Schwangerschaft vorbereitet

Mit den Schwangerschaftshormonen bereit sich Dein Körper auch auf das Stillen vor. Spätestens, wenn ein Frühgeborenes außerhalb des Mutterleibes lebensfähig ist, hält die Brust bereits das erste Kolostrum, die Vormilch, bereit. Sobald ein Baby regelmäßig, d.h. mindestens alle 3-4 Stunden oder häufiger, weiß Dein Körper, dass Dein Baby lebt und Nahrung benötigt. Innerhalb weniger Tage kommt der Milcheinschuss, das heißt, Dein Körper stellt jetzt eine große Menge an Muttermilch bereit. In den ersten Wochen reguliert er diese Menge so, dass sie zum Bedarf passt. Das bedeutet, dass ohne Probleme auch zwei oder drei Babys ernährt werden können und dass die Milchmenge steigt, wenn das Baby mehr trinkt und umgekehrt. Sobald sich die Milchproduktion eingependelt hat, ist sie immer genau dem angemessen, was Dein Baby braucht. Du musst Dir keine Sorgen machen, dass es zu wenig Milch bekommt, solange es wächst und gesund aussieht. Wenn es häufig trinkt, bedeutet das nur, dass sich die Milchmenge steigern soll.

Auch um die Pflege der Brustwarze kümmert sich der Körper selbst. Aus den Drüsen auf der Haut der Brustwarze wird eine cremeartige Substanz abgesondert, die die Haut stärkt und pflegt. Das sieht dann aus, wie kleine weiße Pickelchen auf dem Brustwarzen-Vorhof.

Pflege der Brust in der Schwangerschaft

Die Brustwarzen Abhärten?

Häufig wird immer noch zum „Abhärten“ der Brustwarzen während der Schwangerschaft geraten. Das ist nicht nur nachgewiesenermaßen sinnlos, also ohne positiven Effekt, sondern kann auch zu Verletzungen der Brustwarze führen, die später das Stillen beeinträchtigen. Besser solltest Du die Brustwarzen nur mit Wasser waschen, sodass Seife oder andere Pflegeprodukte die natürliche Hautbarriere nicht beeinträchtigen. Denn die Brust sorgt ja mit ihrem Sekret in dieser Zeit selbst für eine ausreichende Pflege. Auch Creme oder Öl machen die Haut nur weich und empfindlich.


Form der Brustwarzen

Invertierte Mamillen, sog. Schlupfwarzen oder Hohlwarzen, besonders kleine oder flache Brustwarzen, sind kein Stillhinderniss. Das Baby nimmt zum Stillen ohnehin einen großen Teil der Warzenhofs in den Mund und zieht dann beim Saugen die Brustwarze heraus. Die Form oder Größe der weiblichen Brust beim Stillen ist nicht von Bedeutung.

Was tun bei Flach- / Schlupf- / Hohlwarzen?

Wenn die Nippel Deiner Brust nicht nach außen zeigen, sondern sich sozusagen in der Brust verstecken, ist es in manchen Fällen aber hilfreich, sie schon vor der Schwangerschaft hervorzuholen. Das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass Du mit Flachwarzen, Schlupfwarzen oder Hohlwarzen nicht stillen kannst. In der Regel ist das Vakuum, das ein Baby beim Saugen bildet, stark genug, um sie hervorzuholen. Studien zufolge ist der Vorteil durch hervorstehende Nippel beim Stillen minimal. Allerdings erleichtert eine hervorstehende Brustwarze dem Baby das Suchen etwas, sie dient sozusagen als „Zielscheibe“. Viele Mütter mit Schlupfwarzen beruhigt es darum, vorher Mamillenformer zu benutzen.

Das ist ein einfaches und schmerzloses Hilfsmittel, um die Nippel hervorzuholen. Brustwarzenformer kannst Du schon während der Schwangerschaft tragen, um dann Deinem Kind das Stillen zu erleichtern. Mamillenformer sind zwei kleine Silikonschalen, von denen die untere auf den Warzenhof drückt und so die Brustwarze nach vorne bringt. Sie passen sich dem Körper an und sind unter der Kleidung nicht sichtbar.

Es gibt auch sogenannte Nipletten, das sind Saughütchen mit einer Kanüle, die sich ebenfalls unauffällig unter der Kleidung tragen lassen. Das Saughütchen dehnt die Haut und die darunter liegenden Regionen zart und verhindert so verkürzte / verengte Milchgänge. Allerdings sollte man die schon früh in der Schwangerschaft nutzen, da in den Monaten vor der Geburt durch das sanfte Vakuum eventuell Vormilch austreten kann.

Natürlich kannst Du diese Hilfsmittel auch tragen, wenn Deine Brustwarze „normal“ geformt ist. Wirklich nötig ist es allerdings nicht.

Brustwarzenpiercing beim Stillen

Es ist relativ selten, dass ein Brustwarzenpiercing Stillen unmöglich macht. In jedem Fall sollte das Piercing aber vor dem Anlegen herausgenommen werden.

Mit einem Brustpiercing solltest Du sehr aufmerksam auf Schmerzen und Veränderung der Brustwarze sein, denn

  • bei einem schlecht gestochenen Piercing kann es zu einer erhöhten Narbenbildung kommen und Milchgänge können verschlossen sein. Folge wäre ein Milchstau oder eine Brustentzündung.
  • wenn beim Stechen Nerven verletzt wurden, sind Teile der Brust gefühlsarm und Du bemerkst Verletzungen der Brustwarze nicht so schnell.

Ein Brustpiercing darf niemals während der Schwangerschaft oder Stillzeit gestochen werden, schon allein wegen der Risiken, die dieses mit sich bringt.

Stillen trotz Brust-OP?

In den meisten Fällen behindern Brustimplantate das Stillen nicht. Wenn sie professionell eingesetzt wurden, wurde der Schnitt unter bzw. hinter den Milchgängen gesetzt und diese sind intakt und funktionsfähig.

Auch nach einer Brustverkleinerung (Brustreduktion) ist das Stillen nicht unmöglich, allerdings kommt es hier häufiger zu Komplikationen. Denn auch wenn das Ziel der Operation ist, alle Nerven und Milchgänge unversehrt zu lassen, gelingt das nicht immer. Viele Mütter können danach weniger Milch produzieren.

Wer nach einer Krebserkrankung eine Brust vollständig entfernen musste, kann problemlos mit der verbleibenden, gesunden Brust weiter stillen. Auch diese kann genug Milch für ein Baby bilden. Bei zwei Brüsten reicht die Milch ja auch problemlos für Zwillinge.

Die weibliche Brust beim Stillen verändert sich

Nach etwa 3 Monaten verändert sich die Brust. Während die Mutter vorher sehr deutlich spürt, wann die Brust „voll“ ist, sie sich vor der Stillmahlzeit prall und drückend anfühlt und auch so aussieht, bleibt sie nach der Umstellung weich. Das bedeutet nicht, dass weniger Milch für das Baby da ist oder gar, dass das Baby nicht satt wird. Es bedeutet lediglich, dass sich der Milchbildungsprozess eingependelt hat und das Gewebe weniger stark durchblutet wird.

Was Du noch tun kannst als Vorbereitung auf das Stillen

Stillen ist etwas ganz Natürliches. Das bedeutet allerdings nicht, dass es immer bei allen Frauen ganz natürlich und ohne Komplikationen klappt. Während Frauen früher häufig ältere Frauen im direkten Lebensumfeld hatten, denen sie über die Schulter schauen konnten und die ihnen mit Rat und Tat zur Seite standen, leben heute die meisten Familien allein in einer Wohnung oder einem Haus. Vorbilder und Ansprechpartner fehlen. Die eigene Mutter hat vielleicht nicht gestillt; vielleicht, weil sie dank der Werbung der Ersatzmilchhersteller dachte, mit dem Stillen werden zu viele Schadstoffe aus der Milch an das Baby weitergegeben; vielleicht, weil ihr im Krankenhaus suggeriert wurde, sie habe zu wenig Milch und solle lieber zufüttern; vielleicht, weil sie das Nicht-Stillen als emanzipatorischen Akt empfand.

Deshalb ist es absolut normal und verständlich, dass junge Mütter häufig überfordert sind mit dem Stillen und deshalb frühzeitig aufgeben. Mit ausreichender gedanklicher Vorbereitung auf das Stillen wird dieses Risiko zumindert verringert.

7 Tipps zur Stillvorbereitung

Das kannst Du konkret tun, um Dich vor der Geburt mental auf das Stillen vorzubereiten:

  1. Informationen aus Büchern oder entsprechenden Videos und Informationsportalen im Internet sammeln.
    Vertrauen in andere ist gut, eigene Informationen sind besser. Je mehr Du darüber liest und hörst, wie genau das Stillen funktioniert und was Du in Problemfällen tun kannst, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es klappt. Stillen ist nicht immer einfach und selbst bei komplikationslosen Stillbeziehungen schmerzen die Brustwarzen in der Regel einige Tage. Wenn Die Brustwarzen wund sind, liegt das meistens am falschen Anlegen. So etwas solltest Du wissen, um bei den ersten Schmerzen nicht gleich das Handtuch zu werfen.Wenn Du online oder auf Flyern nach Informationen suchst, solltest Du aufpassen, dass Du keine Informationsquellen der Ersatzmilch-Industrie nutzt. Denn diese suggerieren häufig – und aus nachvollziehbaren Gründen – dass ein Baby mit Flaschenmilch genauso gut ernährt werden könne, wie durch das Stillen. Auch wenn die Qualität des Milchpulvers in den letzten Jahren stark zugenommen hat und regelmäßig überprüft wird, kommt die Zusammensetzung der Ersatzmilch nicht annähernd der Muttermilch gleich. Das bedeutet, die Milch aus der Flasche schadet Deinem Baby vermutlich / hoffentlich nicht. Allerdings entbehrt sie vieler Vorteile, die das Stillen und die Muttermilch mit sich bringen.
  2. Nachsorge-Hebamme kennenlernen. Stillbegleitung / Stillberatung suchen.
    Wenn Du schon vor eventuellen Problemen beim Stillen weißt, wen Du fragen kannst, fällt es Dir mit Sicherheit leichter, dies dann auch zu tun. Denn die Hemmschwelle, jemand Bekanntes anzurufen, ist bei weitem niedriger, als wenn man sich auch noch vorstellen muss oder eventuell von mehreren Personen abgewiesen wird.
  3. Stillgruppe besuchen.
    Vielen stillenden Müttern hilft der regelmäßige Austausch mit anderen. Deshalb gibt es in vielen Orten Stillgruppen oder Stillcafés. Häufig finden diese in Krankenhäusern oder Geburtshäusern statt, manchmal auch in Gemeindehäusern oder bei sozialen Einrichtungen. Natürlich kannst Du dort auch schon während der Schwangerschaft hin, dich mit den Müttern anfreunden und eventuell Fragen loswerden. In jedem Fall wirst Du dort Vorbilder finden, sehen, dass das Stillen irgendwann ganz problemlos und selbstverständlich wird.
  4. Geburtsvorbereitungskurs besuchen.
    Auch Hebammen, die Geburtsvorbereitungskurse geben, kennen sich oft gut mit dem Stillen aus. Viele von ihnen sind selbst Mütter, auch in der Gruppe sind nicht immer alle Erstgebärende. Hier kannst Du also Fragen loswerden und dir noch einmal den Stillbeginn beschreiben lassen.
  5. Freundinnen und Bekannte, die bereits gestillt haben, nach ihrer Geschichte und ihren Problemen fragen.
    Wenn Du hier bereits Vorbilder und Ansprechpartner findest, brauchst Du das Stillcafé vielleicht gar nicht. Oft können diese Mütter auch mit guten Büchern zum Thema aushelfen oder anderen wichtigen Utensilien für die erste Zeit.
  6. Stillfreundliches Krankenhaus wählen.
    Leider gibt es immer noch viele Krankenhäuser, in denen dazu geraten wird, in den ersten Tagen mit Flaschenmilch zuzufüttern. Anstatt echter Unterstützung für stillende Mütter bekommst Du dort veraltetes Halbwissen, das eure Stillbeziehung zunichte machen kann, bevor sie richtig angefangen hat. Denn wenn in den ersten Lebenstagen nicht regelmäßig an der Brust getrunken wird, kommt die Milchbildung nicht richtig in Gang und das Baby gewöhnt sich ans Fläschchen. Dann scheint es so, als „könne“ die Mutter nicht stillen oder als „wolle“ das Baby die Brust nicht.
    In stillfreundlichen Krankenhäusern dagegen wissen die Krankenpfleger über den natürlichen Ablauf der Milchbildung und des Stillens Bescheid. Sie können weiterhelfen, wenn es um das erste Anlegen, Probleme und Fragen geht. Dort wird auch protokolliert und überprüft, ab eine Mutter häufig genug stillt, um die Milchbildung sicherzustellen.
    Auf der Suche nach stillfreundlichen Krankenhäusern kann Dir die Initiative Babyfreundliches Krankenhaus weiterhelfen.
  7. Unterstützung durch den Partner finden.
    Wenn der Partner oder andere wichtige Vertrauenspersonen nicht mit dem Stillen einverstanden sind, kann das enorm belastend sein. Wenn man dann als gefühlte Einzelkämpferin auch noch Probleme oder Schmerzen hat, fühlt es sich oft einfacher an, nachzugeben und mit der Flasche zu füttern. Vielleicht kannst Du darum schon während der Schwangerschaft Deinen Partner oder Deine Mutter mit Argumenten und guten Artikeln überzeugen, dass Stillen das Beste für Euer Kind ist und es sich lohnt, am Ball zu bleiben.
  8. Dich zu Hause gemütlich einrichten, kleine Helferlein besorgen und auf die Stillzeit freuen.

Quellen: 

  • Lothrop, Hannah: Das Stillbuch. München: Kösel, 2008.
  • Weigert, Vivan: Stillen. München: Kösel 2010.
  • http://www.bmj.com/content/336/7658/1426