Stillstreik

Stillstreik – Was tun als Mutter, wenn das Baby nicht mehr will?


Wenn ein Baby von einem Moment zum nächsten plötzlich die Brust verweigert, bedeutet das nicht unbedingt, dass es sich selbst abstillt. Mindestens genauso wahrscheinlich ist ein Stillstreik des Babys, für den es vielfältige Ursachen und meist auch eine Lösung gibt.

Stillt sich mein Baby jetzt selbst ab?

Es ist sehr selten, dass sich Babys abstillen, bevor sie 12 Monate alt sind. Unter einem Jahr kann man deshalb zunächst immer von einem Stillstreik ausgehen. Das natürliche, selbständige Abstillen beginnt meist frühestens mit 2 Jahren und zieht sich einige Zeit hin. Einige wenige Babys allerdings verlieren tatsächlich mit Einführen der Beikost relativ schnell das Interesse an der mütterlichen Brust. Das ist immer dann sehr wahrscheinlich, wenn ein Baby primär zur Nahrungsaufnahme und weniger aus anderen Gründen (Trost, Einschlafen, mütterliche Nähe) stillen wollte.

Die Mutter fühlt sich bei einem Stillstreik des Babys oft hilflos und verzweifelt, sorgt sich um die Ernährung des Kindes. Manche fühlen sich auch abgelehnt und sind verletzt. Deshalb sollte auf solche Stillprobleme immer möglichst rasch eingegangen werden, um ein vorzeitiges Abstillen zu vermeiden.

Ursachen und Lösungen für einen Stillstreik

  • Vielleicht hast Du Dein Baby mit der Flasche gefüttert und es verweigert jetzt das Saugen an der Brust, das viel anstrengender ist bzw. anders funktioniert (Saugverwirrung). Versuche, in Zukunft mit alternativen Zufütterungsmethoden zu arbeiten. Manche Babys nehmen die Brust wieder mit einem Stillhütchen.
  • Wenn ein Baby zahnt, hat es vielleicht Schmerzen im Mundraum und möchte nicht an der Brust saugen bzw. hat weniger Appetit.
  • Durch die Ernährung (Knoblauch, Spargel, Zwiebeln, Gewürze), eine hormonelle Umstellung (Schwangerschaft, Einsetzen des Zyklus), übermäßige körperliche Betätigung, Einnahme von Medikamenten, kann sich der Geschmack der Muttermilch verändern. Versuche, diese Faktoren – wenn möglich – auszuschalten.
  • Auch ein veränderter Geruch der Brust (neues Deo, Parfüm oder Duschgel) kann Grund für das Verhalten sein.
  • Eine Erkrankung des Kindes kann zu vermindertem Appetit oder der Brustverweigerung führen. Bei einem Schnupfen bekommt das Baby vielleicht nicht genug Luft, wenn es an der Brust trinkt. Denn zum Atmen durch den Mund muss es das Vakuum jedes Mal lösen. Vielleicht kannst Du die Nase durch einen Nasensauger oder Nasenspray frei machen.
  • Stress und Überreizung des Babys führen dazu, dass es die Brust vielleicht nicht annehmen kann.
  • Ein übermäßiger Milchspendereflex bzw. eine Übervolle Brust führt vielleicht dazu, dass die Milch zu schnell in den Mund des Babys sprudelt. Es verschluckt sich, ist überfordert und hat Angst, an der Brust zu trinken. Bei einer Brustentzündung oder einem Milchstau ist die Brustwarze manchmal sehr hart und lässt sich vom Baby mit dem Mund nicht gut fassen. Wenn Deine Brüste zu voll und prall sind, streiche vorher etwas mit der Hand ins Waschbecken aus.
  • Ein verspäteter Milchspendereflex oder starke und plötzliche Verringerung der Milchmenge (meist hormonbedingt) kann zur Frustration Deines Babys führen. Falsches Anlegen führt dazu, dass sich die Milchmenge allmählich verringert und irgendwann nicht mehr ausreicht für Dein Baby. Überprüfe deshalb durch Ausstreichen oder Abpumpen der Milch, dass genug da ist. Gehe sicher, dass Du Dein Baby richtig anlegst.
  • Ein Bruch in der Mutter-Kind-Bindung, ein Vertrauensbruch oder längeres Alleingelassen Werden können zu sehr radikaler Ablehung durch das Baby führen. Versuche, viel Körper- bzw. Hautkontakt herzustellen und Dein Baby viel zu tragen.
  • Ein Baby, das nach der Uhr und nicht nach Bedarf gestillt wird, hat vielleicht schon übermäßigen Hunger, wenn es angelegt wird – oder es ist gar nicht hungrig. Stille Dein Baby daher immer nach Bedarf.

Hilfe: Was tun bei Stillstreik?

In keinem Fall solltest Du Dein Baby hungern lassen, um seinen Willen zu brechen. Pumpe in dieser Zeit einfach Muttermilch ab und füttere Dein Baby mit dem Löffel, Becher, oder anderen Methoden. Wenn Du tatsächlich zu wenig Milch hast, macht vielleicht ein Brusternährungsset Sinn.

Manche Kinder stillen weiterhin nachts, morgens oder zum Einschlafen, auch wenn sie den Rest der Zeit die Brust verweigern. Auf diese Weise lassen sich die Schwierigkeiten tagsüber leichter verkraften.


Versuche neue Stillpositionen. Vielleicht möchte Dein Kind im Gehen trinken oder in der Babytrage, vielleicht auch während des Badens oder nackt unter einer Decke. Durch die veränderte Situation vergessen Kinder manchmal das ursprüngliche Problem.

Wenn Dein Baby schon im Beikostalter angekommen ist, kann es sich problemlos von fester Nahrung ernähren. Wenn Du zu viel Milch hast, die nicht getrunken wird, kannst Du sie während dieser Zeit abpumpen und im Kühlschrank aufbewahren. Deine Brust wird noch einige Wochen bis Monate bereit sein, Milch zu geben. Wenn Dein Kind also nach einigen Tagen wieder trinken möchte, lässt sich die Milchmenge wieder entsprechend steigern.

Quellen: 

  • Lothrop, Hannah: Das Stillbuch. München: Kösel, 2008.
  • Weigert, Vivan: Stillen. München: Kösel 2010.