Stillpositionen

Welche Stillposition ist die Beste?


In den ersten Tagen nach der Geburt stillen viele Mütter vor allem im Liegen. Wenn das sicher klappt, ist es Zeit, die Stillpositionen zu variieren, sodass die Milchgänge gleichmäßig entleert werden.

Warum brauche ich verschiedene Stillpositionen?

Wenn ein Baby an der Brust der Mutter trinkt, massiert es mit seinem Unterkiefer bzw. der Zunge rhythmisch das Brustgewebe. Dadurch streicht es die Milch aus der Brust in den Gaumenbereich. Diese Bewegungen regen bei jedem Stillen die Milchbildung an – und zwar vor allem in diesem Bereich der Brust. Auch die Haut der Brustwarze vor allem an dieser Stelle beansprucht.

Wenn Du Dein Baby nun immer in derselben Position anlegst, werden auch immer dieselben Milchgänge geleert und hauptsächlich in diesem Areal die Milchbildung angeregt. Die restlichen Milchdrüsen werden also irgendwann kaum mehr Milch produzieren, wenn sie nicht getrunken wird und die Milchmenge insgesamt geht zurück. Vor allem in den ersten Wochen kann es passieren, dass in den Bereichen, die nicht geleert werden, ein schmerzhafter Milchstau oder eine Brustentzündung entsteht. Auch wunde Brustwarzen können durch mangelnden Wechsel an Stillpositionen entstehen, weil die Brustwarze immer nur an derselben Stelle beansprucht wird.

Welche Stillposition ist die beste bei Milchstau?

Bei einem Milchstau oder einer Brustentzündung sind meist ganz bestimmte Bereiche in der Brust betroffen. Dort schmerzt es, wird hart, heiß und rot. Man kann den genauen Ort des Problems daher schnell ertasten. Damit ein Milchstau nicht zur Brustentzündung wird und damit eine schon entstandene Brustentzündung schneller abklingt, müssen die gestauten oder entzündeten Milchgänge möglichst häufig geleert werden. Das kann mitunter sehr schmerzhaft sein, ist aber die beste Therapie.

Dazu wählst Du eine Stillposition, bei der Dein Baby mit dem Kinn genau über der betroffenen Stelle ist. Dann massiert der Unterkiefer des Babys genau dort die Milchgänge und leert sie.


Die gängigen Stillpositionen

Bei einer Klinikgeburt kann Dir die Krankenschwester oder Hebamme vor Ort meist schon ein oder zwei Stillhaltungen zeigen. Bei vielen kann ein gutes Stillkissen Dich entlasten und für ein schönes Stillerlebnis sorgen.

  1. Im Liegen Stillen
    Du liegst in Seitenlage mit gebeugten Beinen, eventuell mit einem Kissen für das obere Knie, den Rücken und den Kopf. Dann legst Du Dein Baby neben dich, mit dem Mund auf Höhe Deiner Brustwarze. Beim Anlegen ziehst Du das Stillkind ganz an Dich heran, vermeide es, Dich selbst nach vorne zu strecken.
    Manche Mütter können auf einer Seite beide Brüste anbieten, je nach Größe, andere müssen die Seite wechseln. Bei einer besonders kleinen Brust kann man das Baby auf ein Kissen legen, damit es höher ist.
  2. Wiegehaltung
    Setze Dich bequem hin und nimm Dein Baby auf den Schoss, sodass sein Köpfchen an der zu stillenden Brust ist und lege es an. Deinen Arm kannst Du mit einem Stillkissen oder der Armlehne eines Sessels stützen, sodass Du entspannt sitzen kannst. Wenn Du die Brust wechseln möchtest, drehst Du das Baby einfach zur anderen Seite.
  3. Seitenhaltung (Football)
    Dabei hast Du Dein Baby unter dem Arm wie einen Football. Das heißt, es lugt quasi unter deinem Arm hervor und trinkt an der Brust. Dazu legst Du es am besten auf ein Stillkissen und setzt Dich selbst daneben.
  4. Stillen in der Rückenlage
    Richte im Liegen auf dem Rücken den Oberkörper etwas auf, z.B. durch ein Kissen oder ein aufklappbares Bett. Dann kannst Du Dein Baby anlegen wie in der Wiegehaltung. In manchen Ländern stillen Mütter überwiegend so und lassen das Baby dabei selbst die Brust suchen.

Stillpositionen für Zwillinge

Wenn Du zwei Babys auf einmal stillst, sei es nun beim Tandemstillen von Geschwisterkindern oder beim Stillen von Zwillingen, spart es Zeit und Nerven, wenn Du beide gleichzeitig anlegst. Das funktioniert in den ersten beiden Stillpositionen nicht, in den anderen beiden, der Football-Haltung und dem Stillen in Rückenlage, dafür umso besser.

Spätestens, wenn die Babys älter werden und Du nicht mehr jedes Köfpchen gesondert abstützen muss, wird dieses Unterfangen übrigens viel einfacher.

Tipps für ein entspanntes Stillen

  • Wenn möglich mit Kissen gut abstützen, Anspannung beim Stillen ist nicht gut.
  • Baby ganz eng am Körper halten, Bauch an Bauch. Keine Sorge, es bekommt trotzdem genug Luft, auch wenn Nase an die Brust gedrückt ist, sonst würde es nicht weiter trinken.
  • Nicht die Brust zum Baby, sondern das Baby zur Brust führen. Wenn die Brustwarze unter Spannung steht, entstehen leichter kleine Verletzungen, die zu einer wunden Brustwarze führen können.
  • Entspannen, während das Baby trinkt. Versuche, alle Muskeln zu entspannen. Tief durchatmen, keine Nebentätigkeiten am Smartphone oder ähnliches.
  • Brustwarzen nach dem Ablösen an der Luft trocknen lassen, evtl. noch einen Tropfen Muttermilch ausstreichen und darauf verteilen. Muttermilch ist antibakteriell und entzündungshemmend, genau wie der Speichel des Babys.
  • Stillpositionen variieren.

Quellen: 

  • Lothrop, Hannah: Das Stillbuch. München: Kösel, 2008.
  • Weigert, Vivan: Stillen. München: Kösel 2010.