Unterschied zwischen Baby Blues und Wochenbettdepression


Acht von zehn Müttern trifft es nach der Geburt: Der berühmte Baby Blues, eine depressive Verstimmung von einigen Stunden oder Tagen. Was viele nicht wissen und zu schnell gleichsetzen ist, dass es einein Unterschied zwischen Baby Blues und Wochenbettdepression gibt. Was die Mutter und ihr Umfeld tun können, damit der Baby Blues nicht zur echten Wochenbettdepression wird, erfährst Du hier.

Baby blues nach der Geburt

Nach der Geburt werden bei der Mutter in aller Regel Glücks- und Bindungshormone freigesetzt. Überglücklich nehmen sie ihr Baby zum ersten Mal in die Arme und stillen es. Nur wenige Tage später sieht die Welt meist weitaus weniger rosig aus. Durch eine Kombination aus der Hormonumstellung nach der Geburt und den damit verbundenen Strapazen und Schlafmangel setzt der „Baby Blues“ ein. Plötzlich ist einem ständig zum Weinen zumute und alles scheint einfach zu viel zu sein.

Dieses Schicksal ereilt etwa 80% aller Mütter – bei manchen stärker, bei anderen weniger stark ausgeprägt. So kann der Baby Blues nach der Geburt zwischen ein paar Stunden und einigen Tagen dauern. Unternehmen muss man nichts, die miese Stimmung verfliegt von selbst wieder.

Was ist eine Wochenbettdepression?

Eine Wochenbettdepression ist eine Form der Depression, die bei Müttern in unmittelbarem Zusammenhang mit der Geburt eines Kindes auftritt. Sie entwickelt sich im Laufe des ersten Lebensjahres des Säuglings. Während die starken Gefühlsschwankungen des Baby Blues an vielen Müttern relativ spurlos vorübergehen, rutschen andere in eine echte Wochenbettdepression (auch Postnatale Depression oder Postpartale Depression genannt).

Dann brauchen sie unbedingt Hilfe, am besten professionelle. Auch ein Geburtstrauma kann in postpartale Depressionen münden.


Das hilft Müttern im Baby Blues, damit er nicht zur Wochenbettdepression wird:

  • Verständnis und Nachsicht
  • praktische Hilfe im Haushalt und mit dem Baby
  • gute Ernährung und genug Flüssigkeit
  • Besuche von Freunden und Familie verschieben
  • Schlafstörungen ernst nehmen und rechtzeitig vorbeugen (Homöopathie, leichte Schlafmittel)

Auch wenn Schlafmangel für die meisten Eltern von Babys und Kleinkindern zum Alltag gehört, sollten echte Schlafstörungen als erstes Anzeichen einer Depression auf jeden Fall ernst genommen werden. Schlafstörungen äußern sich daran, dass jemand nachts stundenlang wach liegt. Anstatt zu schlafen, grübeln Betroffene und kommen einfach nicht zur Ruhe.

Postnatale Depression – symptome

Wie aber erkennt man als Betroffene oder als Außenstehender, dass etwas kein Baby Blues, sondern eine postnatale Depression ist?

Ein bekannter Risikofaktor für Wochenbettdepressionen ist eine pränatale Depression, also eine Schwangerschaftsdepression. Wer bereits vor der Geburt Probleme hatte, rutscht danach leicht wieder in den gedanklichen Abwärtsstrudel und sollte noch besser auf sich achten.

Die möglichen Symptome einer Wochenbettdepression sind vielfältig:

  • Kopfschmerzen, Schwindel
  • tiefe Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit
  • Überforderung
  • Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen
  • extreme Erschöpfung, Niedergeschlagenheit
  • Rast- und Ruhelosigkeit, Schlaflosigkeit
  • Versagensängste
  • Minderwertigkeitsgefühle
  • Angststörungen, Panikattacken
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Scham- und Schuldgefühle
  • Entscheidungsunfähigkeit
  • allgemeines Desinteresse
  • Gefühlsarmut dem Kind gegenüber
  • Gedanken an Suizid oder gar Infantizid (Kindstötung)

Eine postpartale Depression entwickelt sich schleichend während des ersten Lebensjahres eines Kindes. Anfangs sind vielleicht nur ein oder zwei der genannten Symptome ausgeprägt. Weil viele der Symptome auch so häufig mit dem Leben mit Säugling einhergehen, bleiben sie vielleicht unerkannt und die psychische Erkrankung schreitet weiter fort.

Wochenbettdepression – Therapie

Dabei sollte eine depressive Mutter sich schnellst möglich in Behandlung begeben, um wieder angemessen für ihr Baby sorgen zu können. Je weniger weit die Depression entwickelt ist, desto einfacher ist der Weg zurück. Denn auch für Stillende Mütter gibt es mittlerweile wirksame Antidepressiva (stillfreundlich) – allerdings brauchen diese etwa 14 Tage, bis sie wirken. Wenn eine Frau nun schon am Ende ihrer Kräfte ist, bis sie Hilfe sucht, wird es schwierig, diese zwei Wochen zu überstehen. Auch haben sich viele negative Gedankenmuster über die Wochen und Monate verfestigt und können umso schwerer abgeschüttelt werden.

In Extremfällen, vor allem bei vorliegender Suizidgefahr, muss eine postnatale Depression auch stationär behandelt werden.

Eine psychotherapeutische Verhaltenstherapie ist bei allen schwereren Fällen nötig. In diese Therapie sollte auch der Vater des Kindes und andere enge Bezugspersonen der Mutter mit eingebunden werden. Denn es ist wichtig, dass sie den richtigen Umgang mit der Erkrankung lernen und bei eventuellen Problemen einschreiten können.

SEHR WICHTIG
Alle an der Situation Beteiligten sollten sich eines klar machen: Eine Depression, egal ob postnatal oder anderer Natur, ist eine Erkrankung. Sich diese einzugestehen und Hilfe anzunehmen erfordert viel Mut und Kraft. Eine Depression hat nichts zu tun mit mangelnder Selbstkontrolle, Unlust oder Faulheit.

Quellen: 

  • Lothrop, Hannah: Das Stillbuch. München: Kösel, 2008.
  • Weigert, Vivan: Stillen. München: Kösel 2010.
  • Linden, Dr. med. Wilhelm zur: Geburt und Kindheit. Frankfurt am Main: Vittorio Klostermann, 1998