In Deutschland bekommen Babys im ersten Lebensjahr grundsätzlich Vitamin D und häufig auch Flourid supplementiert, d.h. in Tablettenform oder als Tropfen. Damit soll ein Vitamin-D Mangel, der für Knochen und Entwicklung des Babys negative Auswirkungen haben kann, verhindert werden. Stillkinder, das wissen die wenigsten, würden eine solche Vitamin-D Gabe nicht benötigen, wenn die Mutter nicht unter einem gravierenden Vitaminmangel leidet.
Was ist Vitamin D?
Vitamin D ist trotz seines Namens kein Vitamin. Es ist ein Gewebshormon und wird überwiegend vom Körper selbst gebildet, über die Nahrung kann es nur schwer in ausreichender Menge aufgenommen werden.
Der Körper bildet das Hormon Vitamin D vor allem über die Haut bei Sonneneinstrahlung bzw. Tageslicht, also UV-Einstrahlung. Weil wir in unserer westlichen Gesellschaft häufig zu wenig draußen sind (nicht, weil die Sonne zu wenig scheint!), wird meistens eine zusätzliche Gabe von Vitamin D für Babys als „Vigantolletten“ (Tabletten) oder Vigantol Tropfen empfohlen, um einen Mangel zu verhindern.
Vitamin D sorgt für die Aufnahme von Kalzium in den Knochen. Ein Mangel kann folglich zu einer Krankheit namens Rachitis (Knochenerweichung) führen, die mit Schädelverformungen und X- bzw. O-Beinen einhergehen kann.
Kritik an vitamin-d für Kinder
Weil es zu wenig Erkenntnisse darüber gibt, ob eine Supplementierung mit Vitamin D für Säuglingen auch unerwünschte Nebenwirkungen, zum Beispiel auf den Magen-Darm-Trakt, hat, wird die Vitamin-D Gabe ohne medizinische Indikation, d.h. ohne nachgewiesenen Mangel, häufig kritisiert und von manchen Eltern abgelehnt.
Die Supplementierung, so die Argumentation, sei ein starker Eingriff in den Hormonhaushalt der Babys. Eine vorschnelle Verhärtung von Knochen sei eine mögliche Folge, die wiederum zu führen könne, dass die Knochen schneller brechen. Weil Vitamin D nicht wie echte Vitamine wieder ausgeschieden wird, kann es auch überdosiert werden. Deshalb geben auch alle Kinderärzte und Apotheker den ausdrücklichen Hinweis, dass die angegebene Vitamin D Dosierung unbedingt beachtet werden muss.
Vitamin d für stillkinder unnötig?
Für Stillkinder scheint der Verzicht auf zusätzliches Vitamin D beim Baby tatsächlich recht problemlos möglich zu sein. So hat eine Studie, die das Knochenwachstum bei gestillten Kindern untersucht, gezeigt, dass es keinen Unterschied macht, ob künstliches Vitamin D verabreicht wurde, oder nicht. Selbst in nördlichen Breitengraden, wo sehr wenig Sonneneinstrahlung herrscht, erkranken Stillkinder sehr selten an Rachitis.
Insgesamt, so folgert Vivan Weigert in ihrem Buch Stillen, „zeigt die heutige wissenschaftliche Datenlage, dass ein gesundes, vollgestilltes Baby genügend Vitamin-D-Hormon durch die Muttermilch bekommt, solange sich seine Mutter normal ernährt und sich vor allem auch täglich mindestens zehn Minuten mit ihrem Kind unter freiem Himmel aufhält“ (S. 64).
Quelle:
- Weigert, Vivan: Stillen. München: Kösel 2010.