Neugeborenen Gelbsucht

Wie gefährlich ist Gelbsucht bei Neugeborenen?


Mehr als die Hälfte aller Babys leiden unter Neugeborenenikterus, also einer Gelbsucht bei Neugeborenen. In den meisten Fällen ist diese nicht behandlungsbedürftig und vor allem Stillkinder erholen sich innerhalb weniger Tage. Bei welchen Gelbsucht Werten Deines Babys Du Dir Sorgen machen musst und was es sonst noch zu wissen gibt – hier im Überblick.

Was ist Neugeborenengelbsucht?

Bei einer Gelbsucht (Ikterus) befindet sich zu viel gelber Gallenfarbstoff (Bilirubin) im Blut, sodass sich Haut und Augen gelb färben. Bilirubin entsteht nach der Geburt in erhöhtem Maße beim Abbau roter Blutkörperchen und wird zunächst von der Leber an das Verdauungssystem abgegeben. Weil Babys mit einem noch unreifen Verdauungssystem auf die Welt kommen, wird ein gewisser Teil des Bilirubins aus der Verdauung nicht ausgeschieden, sondern wieder ins Blut absorbiert und von der Leber erneut abgebaut. Vor allem Frühgeborene können das Bilirubin nur schwer verdauen und leiden daher in 80% der Fälle unter der Neugeborenengelbsucht. Erst einmal ist ein Neugeborenenikterus also etwas völlig normales und nicht unbedingt besorgniserregend.

Bilirubin bei Neugeborenen: Diagnose und Normwerte

Nach der Geburt wird beim Baby sehr viel roter Blutfarbstoff (Hämoglobin) abgebaut, den es während der Schwangerschaft zum Sauerstofftransport über das Blut benötigte. Es braucht jetzt nicht mehr so viel davon bzw. eine andere Art, denn nun atmet das Baby ja selbständig über die Lungen. Durch diesen Abbau roter Blutkörperchen steigt der Bilirubin-Wert im Körper zunächst stark an. Der Prozess erreicht zwischen dem dritten und fünften Lebenstag seinen Höhepunkt und ist im Normalfall nicht gefährlich. Nach zehn bis vierzehn Tagen ist das erhöhte Bilirubin abgebaut und das Baby hat wieder die Normwerte erreicht. Man spricht in diesem Fall von einem physiologischen Neugeborenenikterus.

Ist Gelbsucht beim Baby gefährlich?

Allerdings kann eine schwere Neugeborenengelbsucht (Icterus gravis) durchaus gefährlich werden. Darum sollten bestimmte Grenzwerte an Bilirubin im Blut nicht überschritten werden, da dies das Nervengewebe des Babys schädigen kann. Wenn Bereiche im Gehirn von Schaden bedroht sind, weil sich überschüssiges Bilirubin dort anlagert, spricht man von einem Kernikterus. Dieser muss unbedingt behandelt und die Ursache gefunden werden, um spätere Hör- und Sehstörungen, Bewegungsstörungen oder kognitive Entwicklungsstörungen zu verhindern.

Beim Verdacht auf eine Gelbsucht beim Baby wird die Haut zunächst mit einem Multispektralgerät untersucht. Dieses liefert Rückschlüsse darüber, wie hoch der Bilirubin-Wert im Blut sein könnte. Gibt es Hinweise, dass das Bilirubin erhöht ist, wird Blut abgenommen und im Labor untersucht.


Normwerte

Doch ab wann ist eine Gelbsucht bei Neugeborenen gefährlich? Bei einem termingerecht oder später geborenen Baby liegt der kritische Grenzwert bei 14 Milligramm Bilirubin / Deziliter im Blut.

Ein Gelbsucht Wert beim Baby von 10 oder niedriger gilt als überhaupt nicht behandlungsbedürftig. Mit einem Bilirubin-Wert von 14 oder niedriger liegt Dein Baby noch unter dem Grenzwert für eine Lichttherapie und die Neugeborenengelbsucht kann vermutlich natürlich abklingen.

Ein Gelbsucht Wert von 15 liegt dagegen schon über dem Normbereich. Bei einem Bilirubin-Wert zwischen 15 und 20 Milliliter / Deziliter ist in aller Regel eine Behandlung durch Phototherapie erforderlich.

Bilirubin-Wert (mg/dl)Bedeutung
bis 10nicht behandlungsbedürftig
15-20Lichttherapie
über 20schwere Form der Gelbsucht

Bilirubin erhöht: Ursachen für Gelbsucht bei Neugeborenen

Mögliche Ursachen können sein:

  • Blutgruppen- bzw. Rhesusfaktorunverträglichkeit zwischen Mutter und Kind, die zum erhöhten Abbau von roten Blutkörperchen (Erythrozyten) führt
  • angeborene Blutarmut (erbliche hämolytische Anämien)
  • Große Blutergüsse nach der Geburt
  • schlechte Leberwerte durch eine Frühgeburt, Medikamente, oder angeborene Erkrankungen des Stoffwechsels
  • Störungen der Gallenwege
  • Crigler-Naijar-Syndrom
  • Muttermilchikterus: Die Muttermilch behindert den Abbau von Bilirubin (sehr selten!)

Symptome eines Neugeborenenikterus

  • Gelbfärbung der Haut
  • Gelbfärbung des weißen Bereichs im Auge
  • Verminderte Aktivität, Schläfrigkeit
  • Verminderter Appetit
  • erhöhte Muskelspannung, durchgestreckter Rücken
  • Atemnot, Krampfanfälle

Oft ist eine Gelbsucht beim Baby also schon mit dem bloßen Auge erkennbar. Eine leichte Gelbfärbung der Haut ist aber nicht sofort Grund zur Sorge – wie gesagt betrifft das etwa 80% aller Babys.

Behandlung einer Neugeborenengelbsucht

Droht ein Kernikterus, also die Schädigung des Gehirns, muss die Gelbsucht unbedingt medizinisch behandelt werden. Die Behandlung einer Gelbsucht bei Säuglingen erfolgt durch eine Lichttherapie (Phototherapie), welches den Abbau des Bilirubins anregt. Konkret bedeutet das, dass ein Baby für bestimmte Zeitspannen pro Tag nackt im Brutkasten (Inkubator) liegen muss. Durch die Bestrahlung mit blauem Licht wird das Bilirubin im Blut aufgespalten und kann verstoffwechselt und ausgeschieden werden. Um die Augen vor dem blauen Licht zu schützen, trägt das Neugeborene dabei eine Augenbinde. Während dieser Zeit ist es wichtig, dass das Neugeborene sehr viel Flüssigkeit aufnimmt.

Bei extrem erhöhtem Bilirubin kann im Ausnahmefall sogar eine Bluttransfusion (Blutaustausch) nötig sein, um das Nervengewebe vor Schaden zu bewahren.

Wenn eine Lichtbehandlung nicht notwendig ist, aber eine leichte Gelbsucht (Ikterus) vorliegt (Bilirubin-Werte zwischen 10 und 14), kannst Du Dein Baby im Abbau des Bilirubin unterstützen, indem Du es viel ans Tageslicht bringst. Allerdings sollte die empfindliche Babyhaut niemals der direkten Mittagssonne ausgesetzt sein! Auch im Schatten trifft zu dieser Tageszeit genug UV-Strahlung auf die Haut des Babys. Wichtig ist dagegen, dass möglichst viel Haut der Sonne ausgesetzt ist. Lass zum Beispiel die Hände oder Arme aus der Decke ragen oder nimm für kurze Zeit das Mützchen ab, wenn es warm genug ist.

Gelbsucht: Baby Stillen hilft

Weil der kindliche Organismus für den Abbauprozess viel Flüssigkeit benötigt, muss ein Baby mit Neugeborenenikterus viel trinken. Stillkindern fällt das oft leichter, denn für sie ist das Trinken an der Brust nicht nur reine Nahrungsaufnahme, sondern auch Nähe, Sicherheit und Geborgenheit. Wenn Dein Baby sehr schläfrig ist, solltest Du es regelmäßig wecken und dafür sorgen, dass es an der Brust trinkt. Auf diese Weise schleicht sich die Neugeborenengelbsucht meist schnell aus.

Häufiges Stillen unterstützt außerdem nicht nur den Flüssigkeitshaushalt, sondern regt auch die kindliche Verdauung an. Das heißt, dass der Nahrungsbrei, in dem sich das bereits aufgespaltene Bilirubin befindet, schneller aus dem Darm befördert wird. Dadurch kann weniger durch die Darmwand ins Blut re-absorbiert werden.

Wenn Du Dein Baby aus irgendeinem Grund nicht so häufig stillen kannst, Dann sollte es alternativ viel abgepumpte Milch oder Säuglingsnahrung bekommen. Tee oder Wasser hilft zwar, dem Baby Flüssigkeit zuzuführen, sorgt aber nicht für häufigen Stuhlgang – und den braucht ein Baby mit Gelbsucht ganz dringend.

Gelbsucht durch Stillen?

Eine oben erwähnte Muttermilchgelbsucht oder Still-Ikterus kommt nur in etwa einem von 200 Fällen vor. Manche Ärzte empfehlen dann, das Stillen für einige Tage zu unterbrechen. Stillberater raten genau davon ab. Stattdessen kann man Muttermilch abpumpen und sie auf 60°C erhitzen. Dadurch werden die Bestandteile in der Muttermilch, die den Muttermilchikterus verursachen, aufgespalten und unschädlich gemacht.

Quellen:

  • Lothrop, Hannah: Das Stillbuch. München: Kösel, 2008.
  • Weigert, Vivan: Stillen. München: Kösel 2010.
  • Linden, Dr. med. Wilhelm zur: Geburt und Kindheit. Frankfurt am Main: Vittorio Klostermann, 1998