Wie oft Stillen ist gut und normal?


Stillen klappt am besten, wenn nicht nach der Uhr, sondern nach Bedarf gestillt wird. Denn erzwungene Stillabstände sorgen vor allem für Stress bei Mutter und Kind, reduzieren die Milchbildung und mindern die Vorteile des Stillens für alle Beteiligten. Trotzdem fragen sich Mütter vor allem anfangst, wann und wie oft stillen gut für ihr Baby ist.

Wie oft stillen?

In den ersten Tagen

Zu Beginn der Stillzeit solltest Du Dein Baby möglichst häufig anlegen. Die Menge ist noch nicht so wichtig. Das häufige Anlegen erleichtert den Milcheinschuss, das Bonding, sorgt für genug Milch und unterstützt den Billirubin-Abbau beim Neugeborenen (s. Gelbsucht). In dieser Zeit sollte das Baby innerhalb von 24 Stunden mindestens 8 Mal angelegt werden, damit sich genug Milch bildet. Es dauert ca. 2 Monate, bis sich Milchbildung und Stillmenge perfekt aneinander angepasst haben.

Lies hier, wie Du die Milchbildung steigern kannst, um genug Milch für Dein Baby zu haben. 

Stillen nach bedarf

Wie oft und wie lange stillen normal ist, ist absolut individuell und es gibt hier kein richtig oder falsch. Für die tatsächlich benötigte Menge an Nahrung würde es ausreichen, wenn ein Baby alle 3-4 Stunden an der Brust trinkt. Tatsächlich trinken viele Babys aber viel häufiger, weil das Stillen nicht nur Nahrungsaufnahme, sondern auch Beruhigung und Nähe zur Mutter sowie eine Förderung der Milchbildung darstellt.

Solange es für alle Beteiligten in Ordnung ist, spricht nichts dagegen, ein Baby fast ständig zu stillen. Ein Zuviel an Muttermilch gibt es nicht, das Baby wird dann einfach langsamer trinken. Einen Mindestabstand, damit der Magen die vorherige Milch verdauen kann, gibt es nicht, auch wenn das immer noch manchmal behauptet wird. Dadurch entstehen weder Bauchschmerzen noch andere Probleme.


Reifung des Babys unterstützen

Der Magen eines  ist noch klein und braucht so sehr häufig Nahrung. Auch nachts. Vor allem in den ersten drei Monaten ist es am besten, das Baby nach Bedarf zu stillen. Einerseits kann sich so die Milchbildung richtig regulieren. Zum anderen ist das Baby in dieser Zeit am stärksten auf die ständige Fürsorge und Nähe der Mutter angewiesen.

Evolutionär gesehen kommen unser Menschenbaby nämlich als „Frühgeborenes“ zur Welt: Im Gegensatz zu fast allen anderen Spezies sind sie körperlich unreif und sowohl Darm, als auch Gehirn und Muskulatur, müssen außerhalb des Mutterleibes „nachreifen“. Hintergrund dieser Entwicklung ist das stetig wachsende Gehirn der Menschen, das einen immer größeren Kopf zur Folge hat. Menschlicher Nachwuchs muss daher geboren werden, wenn der Kopf gerade noch durch das Becken passt – und zu diesem Zeitpunkt ist der Organismus noch nicht fertig entwickelt.

Wann die Brust wechseln?

Ob bei einer Mahlzeit eine oder beide Brüste gegeben werden, wirkt sich nicht auf die getrunkene Menge des Babys aus. Allerdings kann es einen Unterschied machen für die Milchbildung bzw. die Entleerung der Milchgänge. Wenn beide Brüste getrunken werden, ist die Gefahr eines Milchstaus geringer, allerdings wird auch bei jedem Mal die Milchbildung in beiden Brüsten angeregt.

Wann hat das Baby Hunger?

Wenn ein neugeborenes Baby schreit, ist es eigentlich schon zu spät, d.h. wir haben andere Zeichen für Hunger übersehen. Die meisten Babys werden unruhig, wenn sie Hunger haben, fangen an zu strampeln, zu fuchteln, sich zu bewegen. Wenn etwas ihr Gesicht berührt, öffnen sie den Mund weit, schieben die Zunge nach vorne und fangen an, nach der Brust zu suchen.

Kann man ein Schreibaby durch Stillen beruhigen?

20-25 % der Neugeborenen haben eine Regulationsstörung, d.h. sie sind ein sogenanntes Schreibaby. Diese Kinder lassen sich nur schwer beruhigen, nicht einmal durch Stillen. Wenn ein Baby schreit beim trinken, kann es helfen, sich an einen noch ruhigeren Ort zurückzuziehen und gleichzeitig möglichst viel Hautkontakt herzustellen. Auch Stillen und Tragen kann manchen unruhigen Babys helfen, sich zu beruhigen. Baby-Tragetücher oder einfache Babytragen bekommst Du überall im Internet für relativ wenig Geld.

Wie häufig Stillen bei Fieber, Blähungen, Erkältung?

Spätestens wenn ein Baby krank ist, ist das Stillen ein wahrer Segen. Denn während viele Säuglinge bei einer starken Erkältung gar nichts mehr zu sich nehmen wollen, trinken Stillkinder in der Regel nach wie vor an der Brust. Dadurch kannst Du sicher gehen, dass es zum Beispiel bei Fieber weiterhin genug Flüssigkeit bekommt.

Wenn ein Neugeborenes Schnupfen hat, ist das Stillen oft schwierig, weil es dabei durch die Nase atmen muss, diese aber blockiert ist. Deshalb nehmen verschnupfte Babys meist ein paar Züge, lösen sich dann von der Brust und atmen. Das kann für die Mutter sehr anstrengend sein, geht aber vorbei. Je nach Schwellung der Schleimhäute können Nasenspray, Nasensauger (Amazon Affiliate Link) oder ein paar Tropfen Muttermilch die Nase wieder etwas frei machen.

Bei Blähungen und Bauchschmerzen hilft häufiges Stillen. Denn das fördert die Verdauung und lässt unangenehme Gase abgehen.

Cluster-feeding – stillen während Wachstumsschub

Wachstumsschübe bei Babys kommen erstmals nach etwa 6 und dann nach 12 Wochen vor. Das Baby trinkt dann fast ständig, was auch als „clustern“ bezeichnet wird. Das bedeutet  nicht, dass das Kind nicht satt wird, sondern dass es entweder jetzt oder in den nächsten Tagen besonders viel Milch braucht.

Zufüttern ist in diesen Zeiten nicht nötig und behindert die natürliche Regulation der Milchmenge. Denn Babys wollen vor den Wachstumsschüben auch deshalb häufiger an die Brust, damit die Milchbildung angeregt wird und dann genug Nahrung zur Verfügung steht. Einfach dem Baby vertrauen. Meistens gehen diese Wachstumsschübe auch mit mentalen Entwicklungsschüben einher, wo die Brust dann auch gesucht wird, um sich zu beruhigen.