Stillen und Schmerzen gehören eigentlich nicht zusammen. Trotzdem geben viele Frauen Schmerzen beim Stillen als Grund für das Abstillen ihrer Babys an. Wer unter Vasospasmus leidet, bei dem schmerzen die Brust und vor allem die Brustwarzen nach dem Stillen. Schon mit ein paar kleinen Veränderungen kannst Du diesen Schmerzen entgegenwirken und vielleicht eure Stillzeit verlängern.
Vasospasmus – Was ist das?
Definition und Symptome
Von Vasospasmus spricht man bei krampfartigen Verengungen der Blutgefäße in der Mamille (Brustwarze) nach dem Stillen. Die Blutgefäße verengen sich krampfartig, die Brustwarze wird nicht mehr richtig durchblutet und das führt zu weißen Brustwarzen nach dem Stillen. Ein Vasospasmus ist meist verbunden mit stechenden oder brennenden Schmerzen in der gesamten Brust nach dem Stillen sowie weißlich oder auch bläulich-violetten farblichen Veränderungen der Brustwarze. Während des Stillens treten in der Regel keine Schmerzen auf, denn dabei befindet sich die Brustwarze im Mund des Babys und wird so gewärmt. Stillen ist also in aller Regel trotz Vasospasmus schmerzfrei!
Vasospasmen treten meist nicht unmittelbar am Anfang der Stillzeit, also nicht gleich nach der Geburt, sondern erst nach einigen Wochen oder Monaten, auf.
Ein Vasospasmus kommt auch an anderen Körperteilen bei kalten Temperaturen (auch Vasospasmus an der Brust kann dann vorkommen) vor, z.B. an Händen und Füßen. Wenn Du also häufig kalte Füße hast, ist die Wahrscheinlichkeit höher, auch an den Brustwarzen unter Vasospasmen zu leiden.
Wie entsteht ein Vasospasmus?
Ursachen
Ein Vasospasmus kann verschiedene Ursachen haben, die Du unbedingt abklären solltest. Zum Beispiel durch:
- falsches Anlegen
- falsche Milchmenge
- Magnesium- und Kalziummangel,
- primäres Raynaud-Syndrom,
- rheumatoider Arthritis,
- Sauganomalien bzw. Besonderheiten im Mundraum des Babys
- Beta-Blocker oder gefäßverengende Nahrungsergänzungsmittel
Vasospasmus wird dagegen nicht verursacht von wunden, schmerzenden Brustwarzen. Auch zu eine Pilzinfektion (Soor) besteht nur ein indirekter Zusammenhang.
Therapie und Behandlung
In den meisten Fällen helfen schon kleine Tricks zur Behandlung von Vasospasmus und die Schmerzen hören auf:
- Baby richtig Anlegen beim Stillen
- Beheben eventueller Saugprobleme beim Baby (z.B. verkürztes Zungenband)
- Optimierung der Milchmenge
- Verzicht auf Kaffee und Nikotin (auch Passiv-Rauchen), diese Wirkstoffe wirken gefäßverengend
- Warmhalten der Brustwarzen unmittelbar nach dem Stillen (Kirschkernkissen, warme Kompressen, Wärmepad, Wärmflasche)
- Anwärmen vor dem Stillen bzw. Abpumpen,
- einen Brustwarzenschutz tragen, sodass die Brustwarzen richtig durchblutet werden
- Nahrungsergänzung mit Kalzium, Magnesium, Vitamin B6 und Omega-Fettsäuren, Lecithin oder Nachtkerzenöl
Nahrungsergänzungsmittel bei Vasospasmus
Kalzium (1.000 mg pro Tag)und Magnesium (1.000 mg pro Tag) solltest Du dabei nicht gleichzeitig einnehmen, sondern jeweils zeitversetzt mit einer anderen Mahlzeit. Vasospasmus tritt häufiger auf bei Frauen, die während der Schwangerschaft hochdosiertes Magnesium genommen und dann mit der Geburt abgesetzt haben. In diesem Fall ist es sinnvoll, das Magnesium langsam zu reduzieren.
Bezüglich der Einnahmelänge und Dosierung von Vitamin B6 gibt es verschiedene Meinungen. Da ich keine Medizinerin bin, rate ich Dir dazu, Dich hier selbst zu informieren und entsprechenden Rat einzuholen.
Probleme beim Stillen führen zu Vasospasmus
Vasospasmen können auch entstehen, wenn Dein Kind beim Stillen mit dem Kiefer sehr fest zusammendrückt. Das kann verschiedene Gründe haben:
- Milchfluss soll verlangsamt werden: Wenn Du zu viel Milch hast bzw. diese zu schnell fließt, versucht das Baby diese zu drosseln, indem es Druck ausübt. Versuche, vor dem Stillen etwas Milch auszustreifen und in der Rückenlage zu stillen.
- Anomalie der Brustwarzen: Wenn es dem Baby schwer fällt, die Brustwarzen zu greifen, weil Du z.B. Schlupfwarzen hast oder die Burst zu voll ist, wird es ebenfalls den Druck erhöhen.
Wenn Du zu wenig Milch hast, wird Dein Baby stärker saugen, also das Vakuum verstärken. Auch das kann zu Vasospasmen führen.
Sauganomalien beim Kind, die erzeugt werden durch ein verkürztes Zungenband, Asymetrien (z.B. KISS-Syndrom) oder Verspannungen führen zu falschem Anlegen und einer Fehlbeanspruchung der Brustwarze. Vor allem, wenn Vasospasmen in Verbindung mit wunden Brustwarzen auftreten, solltest Du diese Möglichkeit in Betracht ziehen.
Medikamente gegen Vasospasmus
Mit diesen Maßnahmen nehmen die Schmerzen allmählich ab. Nach etwa zwei Wochen sollten sie abgeklungen sein. Wenn nicht, solltest Du Deinen Arzt um Hilfe bitten. Mit dem verschreibungspflichtigen Medikament Nifedipin lassen die Symptome des Vasospasmus manchmal schon nach wenigen Tagen nach. In manchen Fällen dauert es aber ebenfalls bis zu 2 Wochen, bevor sich eine Besserung zeigt. Der Wirkstoff von Nifedipin wirkt gefäßerweiternd und damit durchblutungsfördernd. Das embryotoxikologische Beratungszentrum an der Berliner Charité stuft den Wirkstoff als geeignet für Säuglinge ein.
Auch Paracetamol darfst Du in der Stillzeit einnehmen, der Wirkstoff wird auch schon für kleine Säuglinge zur Senkung von Fieber und zur Schmerzlinderung eingenommen. Auf Ibuprofen würde ich erst bei älteren Kindern zurückgreifen. Weder bei Ibuprofen, noch bei Paracetamol wurden bisher Effekte auf das Stillkind nachgewiesen. ASS (Aspirin) solltest Du dagegen in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht einnehmen.
Fazit: Mit Vasospasmus musst Du nicht abstillen
Auch, wenn Vasospasmen Dir verständlicherweise Probleme bereiten, gibt es also in den allermeisten Fällen Wege und Mittel, trotzdem schmerzfrei weiter zu stillen. Du musst also nicht abstillen – zumindest nicht, bevor Du entsprechende Maßnahmen versucht hast. Wenn Du dabei Hilfe brauchst, wende Dich an eine Stillberatung in Deiner Nähe.
Bis das Problem gelöst ist, ist es für Dich vielleicht angenehmer, ganz oder teilweise die Muttermilch abzupumpen und aus der Flasche zu füttern. Beim Abpumpen treten in der Regel keine Probleme mit Vasospasmus an der Brustwarze auf. Eine beidseitige elektrische Milchpumpe in Krankenhausqualität kannst Du mit einem Rezept in der Apotheke ausleihen.
Quellen: