Die Meinung, dass Stillen und Karies etwas miteinander zu tun haben, hält sich hartnäckig. Dabei ist es nicht nur falsch, dass Muttermilch Karies verursacht, sondern Stillen wirkt sich sogar positiv auf die Zahngesundheit aus.
Wie ensteht Karies?
Karies wird verursacht durch das Bakterium Streptococcus mutans. Dieses verwertet Zucker, der sich in der Plaque-Schicht auf den Zähnen ansammelt und produziert dabei Milchsäure. Diese ist verantwortlich dafür, dass sich das Milieu im Mundraum verändert und sich Mineralstoffe aus dem Zahnschmelz lösen. Wenn dieser Prozess überhand nimmt, entstehen Löcher im Zahn. In diesen Löchern siedeln sich die Karies-Bakterien wiederum bevorzugt an und verursachen so immer tiefere Löcher.
Dieser Prozess ist immer derselbe, egal ob es um Kinder Karies oder Karies bei Erwachsenen geht. Von Geburt an hat ein Baby diese Bakterien nicht, es wird im Laufe der ersten Monate meist durch die Eltern infiziert, also durch einen Kuss, einen abgeleckten Löffel oder Schnuller. Erst dann kann sich überhaupt Karies beim Baby bilden.
Verursacht Muttermilch Karies bei Kindern?
Häufig raten Zahnärzte, nach dem abendlichen Zähneputzen nicht mehr zu stillen, sobald der erste Zahn sichtbar wird. Auch wenn dieser Rat gut gemeint ist, geht er leider an der Realität und vor allem an den Bedürfnissen von Babys vorbei. Denn die haben auch nachts Hunger oder suchen die Nähe der Mutter.
Beim Stillen werden die Zähne nicht ständig mit Muttermilch umspült. Anders als bei der Flasche wird die Milch gleich tief in den Rachenraum gesaugt und hinunter geschluckt. So kann sich nicht so gut ein Plaque-Belag bilden.
Muttermilch enthält außerdem nur Milchzucker (Zweifachzucker), keine Glucose oder Fructose (Einfachzucker), den Karies-Bakterien besser verwerten können. Das heißt, Muttermilch ist im Gegensatz zur Ersatzmilch nicht kariogen. Zusätzlich enthält sie Inhaltsstoffe, die gegen die Kariesbakterien wirken.
Das bedeutet nicht, dass Stillkinder keinen Karies-Befall der Milchzähne haben können. Denn beim mangelnder Zahnhygiene kann auch durch Muttermilch Plaque entstehen, der als Nährboden für Karies dient. Meist wird Milchzahn Karies jedoch durch andere Faktoren ausgelöst. Zum Beispiel kann ein Mineralienmangel dafür verantwortlich sein, dass der Zahnschmelz aufgeweicht wurde. Auch eine Antibiotika-Behandlung beim Säugling oder Kleinkind kann den Zahnschmelz angreifen und zu schwarzen oder gelben Flecken auf den Zähnen führen. Diese sind dann künftig anfälliger für Karies.
Wie kann ich Karies beim Baby verhindern?
Zuckerarme ernährung
Zusätzlich zur Infektion mit den Bakterien braucht es Zucker, damit diese sich ernähren können. Das bedeutet, dass der häufige Verzehr zuckerhaltiger Lebensmittel und Getränke steigert das Risiko, dass die Milchzähne Karies bekommen.
Zähneputzen
Natürlich lässt sich Zucker nicht komplett vermeiden. Auch Stärke aus Getreideprodukten wird in Verbindung mit Speichel zu Zucker umgewandelt. Zähneputzen entfernt den zuckerhaltigen Belag auf den Zähnen und ist daher eine der effektivsten Maßnahmen, um Karies der Milchzähne zu verhindern. Deshalb sollte man dem Baby Zähne putzen, sobald welche vorhanden sind.
Wenn Du Dein Baby nachts stillst, ist es sinnvoll, auch morgens besonders gründlich die Zähne zu putzen. Denn auch wenn die Laktose (Milchzucker) in der Muttermilch selbst nicht von den Karies-Bakterien verwertet werden kann, so unterstützt sie trotzdem die Bildung des Plaques-Belags auf dem Zahnschmelz. An diesem Belag bleiben dann auch andere Speisereste leichter haften.
Karies und schlechte Zähne durch Stillen möglich?
Tatsächlich schützt Stillen nicht nur vor Kieferfehlstellungen, sondern auch vor Karies. Denn in der Muttermilch sind Enzyme und Bestandteile (z.B. Laktoferrin, sekretorisch Immunglobulin A und Immunglobulin G) vorhanden, die gegen die Karies-Bakterien und andere Infektionen wirken.
Es gibt mittlerweile sogar Forschungsergebnisse, die belegen, dass gestillte Kinder seltener an Karies leiden, als nicht gestillte.
Zähne Kontrollieren
Milchzahn-Karies ensteht meistens zuerst an den Schneidezähnen, da diese schon am längsten durchgebrochen sind. Entstehenden Milchzahn-Karies kannst Du optisch erkennen durch helle Ränder nahe am Zahnfleisch. Diese beginnende Demineralisierung im Zahnschmelz kann ein Zahnarzt durch eine Flourid-Behandlung rückgängig machen und so Karies verhindern.
Quellen:
- Lothrop, Hannah: Das Stillbuch. München: Kösel, 2008.
- Weigert, Vivan: Stillen. München: Kösel 2010.
- https://www.stillkinder.de/stillen-und-karies/
- https://www.tk.de/tk/zaehne/vorsorge-bei-kindern/zahngesunde-ernaehrung-stillen/24482